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Mittenverlauf 

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Abweichung der tatsächlichen Bohrungsachse von der idealen Bohrungs- achse.
Obwohl Mittenverlauf beim Tiefbohren ein ständiges Thema ist, sollte nicht übersehen werden, dass der Mittenverlauf bei den Tiefbohrverfahren im Vergleich mit allen anderen Bohrverfahren sehr gering ist. Gerade dies ist ein wesentliches Merkmal der Tiefbohrverfahren.

Absoluter Mittenverlauf (Mittenabweichung am Werkstück) m:
Die am Ende einer Bohrung gemessene Abweichung zwischen dem  vorhandenen Bohrungszentrum und dem angenommenen (theoretischen) Zentrum in mm  (Soll-Ist-Vergleich).

Mittenverlauf / Länge = Dm/Dl:
Für die Planung eines Bohrprozesses ist der zu erwartende Mittenverlauf z.B. pro Bohrmeter von großer Bedeutung.

Gradient des Mittenverlaufs: d m/d l:
Für die Analyse des Entstehungsmechanismus des Mittenverlaufs und die Ergreifung von Maßnahmen, diesen durch geeignete Bearbeitungs-  parameter oder konstruktive Maßnahmen (Maschine, Werkzeug) zu minimieren, spielt die Betrachtung des  Verlaufs in Abhängigkeit der Bohrungstiefe eine wichtige Rolle.

Allgemeines

Der geringste Mittenverlauf wird beim einschneidigen ziehenden BTA-Aufbohren erreicht. Dies Verfahren ist daher als abschließender Tiefbohrvorgang bei sehr präzisen Durchgangsbohrungen (ab ca. 40 mm Durchmesser) üblich.
Der Mittenverlauf steigt mit Zunahme der Bohrtiefe nicht linear, er wächst progressiv. Wenn bereits beim Anbohren (geringer) Mittenverlauf entsteht, so hat dies größte Auswirkung auf die gesamte Bohrung. Daher gilt als wichtigste und allgemeingültige Aussage:

Zur Reduzierung des Mittenverlaufs ist der Anbohrvorgang zu optimieren:

- Minimierung des Abstands zwischen Bohrbuchse und Werkstück.
- Geringer Bohrbuchsenverschleiß, optimales Bohrbuchsenspiel
- Fluchtung von Bohrbuchsen-, Werkzeug- und Werkstückachse
 

Einflussfaktoren auf den Mittenverlauf
(nach IFW) 

Einige weitere Maßnahmen zur Verringerung des Mittenverlaufs

  • günstige Arbeitsweise wählen: drehendes Werkstück,
       noch besser im Gegenlauf,
  • geringe Vorschübe, geringe Schnittgeschwindigkeiten,
  • geringe Werkzeuggesamtlänge (Reduzierung der Verlustlänge),
  • beim ELB-Werkzeug den zylindrischen Werkzeugschaft
       so lang wie möglich lassen,
  • Verwendung längerer “HM-Werkzeugköpfe” und Konizität verringern,
       damit werden die Führungsleisten länger,
  • Anschliff anpassen (Werkstoffabhängig).

    In der Praxis erprobt, wenn auch z.T. nicht eindeutig nachweisbar bzw. erklärbar ist auch das dem gemessenen Mittenverlauf entgegenwirkende “schiefe” Einspannen von Werkstück und/oder Werkzeug. Vermutlich ist in solchen Fällen die eigentliche Ursache nicht beseitigt worden, bzw. nicht herausgefunden worden, so dass man hier mit “sekundären” Maßnahmen arbeitet.

Mittenverlauf beim ELB-Tiefbohren

Besonders kritisch wird die Größe des Mittenverlauf jenseits der Grenze von Länge/Durchmesser > 100. Unter günstigen Voraussetzungen kann ein Mittenverlauf von 0,1 mm/100 mm erreicht werden. Siehe hierzu auch das folgende Bild.

Mittenverlauf über der Bohrtiefe (ELB-Tiefbohren)
(Deutlich wird hier der Einfluss der Arbeitsweise)

Tabellenwerk
Tiefbohre
n

Mittenverlauf beim BTA-Tiefbohren:

Die Mittenverlaufswerte für das BTA oder Ejektor-Tiefbohren sind bisher nicht systematisch festgehalten. Entsprechende Diagramme sind daher nicht vorhanden. Folgende Anhaltswerte können zur Orientierung dienen (Vergleichsdurchmesser 40 mm, Bearbeitung von Stahlwerkstoff).

Verfahrens-
variante

Mittenverlauf bei 1 m Bohrtiefe

BTA-Tiefbohren

Ejektor-Tiefbohren

Vollbohren

0,25 mm

0,25 mm

Aufbohren

0,10 mm

0,25 mm

Kernbohren

0,10 mm

-

Mittenverlauf bei 1 m Bohrtiefe (BTA und Ejektor-Tiefbohren)
Hier bei rotierendem Werkstück, bei stehendem sind die Werte in etwa zu verdoppeln.